Letzte Woche:
Wir haben uns nach einem schönen Spaziergang noch ein Eis gegönnt und es uns auf einer Bank gemütlich gemacht. Vor uns haben einige Schulkinder am Brunnen und an der Treppe gespielt. Zwei von ihnen sind auf eine wirklich hohe Mauer geklettert. Ich persönlich hätte es meinen Kindern wohl nicht erlaubt, die Eltern, die ein paar Meter weiter saßen, schienen aber keine Bedenken zu haben. Die Jungs kletterten und balancierten auf der Mauer in ca. 2,5 Metern Höhe. Ihre Bewegungen sahen sehr sicher aus.
Die Haustür eines Nachbarhauses ging auf und ein älterer Mann kam heraus. Er sah den einen Jungen an und rief zu ihm herüber: "He, das ist gefährlich. Fall da nicht runter!".
Ich konnte beobachten, wie der Junge zusammenzuckte und von da an waren seine Bewegungen sehr unsicher und er wäre tatsächlich fast gefallen. Der Mann drehte sich um und ging wieder. Allerdings füllten sich nun auch die Eltern in der Pflicht, ihren Kindern zu sagen, sie sollen aufpassen, obwohl sie ihnen bisher die Freiheit ließen, den Platz selbstständig zu erkunden.
Eine Situation, die sicher jeder kennt
Ein Kind klettert irgendwo hoch.
Die Eltern, Oma/Opa oder die Erzieherin (wer auch immer mit dem Kind unterwegs ist) befinden sich irgendwo in der Nähe. Direkt hinter dem Kind oder in Sichtweite auf einer Bank etc. Irgendwann kommt meist der scheinbar unvermeidliche Tipp, "Fall da nicht runter!" oder wahlweise "Tu dir nicht weh!".
Für die Erwachsenen ist dies ein Satz, den sie als Kind bestimmt selbst oft gehört haben. Er gehört zu groß werden dazu. Sie "meinen es ja nur gut".
Allerdings ist es eine sehr unbedachte Äußerung, die etwas in dem Kind auslöst.
Im besten Falle ignoriert das Kind das Gesagte und klettert einfach weiter. Leider lässt sich oft etwas ganz anderes beobachten, wie es auch im Beispiel oben der Fall war.
Der Junge oder das Mädchen ist vielleicht ganz selbstsicher und mutig losgeklettert, oder hatte ein leichtes Kribbeln im Bauch vor Aufregung, vielleicht war da auch ein Anflug von Skepsis, ob diese selbst gestellte Aufgabe zu bewältigen sei.
Aber das Kind hat sich das Ziel gesetzt, dort hoch zu kommen und begonnen zu klettern. Wenn man das Kind beobachtet, kann man feststellen, dass es sehr in sein Tun vertieft und konzentriert ist. Seine Bewegungen sehen sicher aus.
Bis zu diesem fatalen Ratschlag "Fall da nicht runter!".
Man sieht genau, wie das Kind innehält. Wahrscheinlich die sprechende Person anschaut. Das Kind klettert weiter, allerdings viel unsicherer als zuvor. Oft rutscht es genau dann ab, wird wackelig. Oder traut sich nicht weiter zu klettern, ohne Hilfestellung zu bekommen.
Was passiert bei dem Kind
Aber warum? Was löst dieser vermeintlich harmlose Satz (oder ähnliche) im Kind aus?
Zunächst einmal ist er absolut unnötig. Bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich unsinnig. Das Kind hat ganz von sich aus das Interesse, nicht zu fallen, sich nicht weh zu tun. Es hält sich fest und klettert so gut es kann. Was also soll dieser Satz bringen? Er verschleiert die Ängste der Erwachsenen und versteckt sie hinter gut gemeinten Ratschlägen. Sollte das Kind wirklich fallen, dann ebnet er in besonders hartnäckigen Fällen den Weg für ein selbstgefälliges "Ich habe es dir doch gleich gesagt".
Solche Sätze lösen Unsicherheit aus. Wenn Mama mir das nicht zutraut, dann schaffe ich es vielleicht wirklich nicht. Schließlich haben Große immer Recht :-).
Sie säen Selbstzweifel. Das Kind hatte schließlich das Gefühl, es zu schaffen. Sein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Gespür, was es sich zutrauen kann gerät ins Wanken.
Sie bringen oft ein Gefühl von Hilflosigkeit mit sich. Kann ich es doch nicht alleine, obwohl ich es versuchen wollte? Vielleicht sollte ich beim nächsten mal gleich um Hilfe bitten.
Manche Kinder werden auch wütend und wehren sich gegen diese Art der Einmischung.
Was denkt sich der Erwachsene dabei
Die meisten von uns haben diesen Satz selbst schon oft gehört. Wir denken uns nichts dabei, benutzen ihn automatisch. Wie so viele andere Sätze auch, die uns seit unserer Kindheit begleiten. Da ist es oft sinnvoll, gedanklich einen Schritt zurück zu gehen und uns dieser Sätze bewusst zu werden. Darüber nachzudenken, was wir damit eigentlich sagen wollen, und warum wir sie sagen.
Ich versuche in solchen Situationen meistens gar nichts zu sagen, sondern dem Kind Raum zu geben. Das fällt mir manchmal richtig schwer und gelingt auch nicht immer. Aber mir ist es einfach wichtig, dass ich mir dessen bewusst bin.
Ich versuche in solchen Situationen meistens gar nichts zu sagen, sondern dem Kind Raum zu geben. Das fällt mir manchmal richtig schwer und gelingt auch nicht immer. Aber mir ist es einfach wichtig, dass ich mir dessen bewusst bin.
Dem Erwachsenen fällt es vielleicht gar nicht auf, dass das Kind genau dann ins Wankeln gerät, nachdem er es angesprochen hat. Vielleicht fühlt er sich auch bestätigt, dass der Ratschlag notwendig war, immerhin ist das Kind ins Straucheln geraten.
Als Elternteil ist es oft schwierig, sich zurück zu nehmen und abzuwarten. Unsere Kinder sind uns wichtig und wir wollen nur das beste für sie. Sie vor allem Bösen und Gefährlichem beschützen. Schließlich sind wir diejenigen mit Lebenserfahrung und wir können die Folgen unseres Handelns abschätzen. Wir wissen, was alles passieren kann, wenn jemand irgendwo hoch klettert. Wir haben unseren Kindern gegenüber einen Wissensvorsprung. Aber dürfen wir sie deshalb daran hindern, selbst Erfahrungen zu machen?
Ich meine hier ausdrücklich nicht das Kind, das auf eine viel befahrene Straße rennen will. Es ist wohl selbstverständlich, dass wir unsere Kinder beschützen, wenn sie sich in gefährliche Situationen begeben. Aber wir würden auch keinen Erwachsenen vor ein Auto laufen lassen. Würden wir unsere Freundin auch daran hindern, auf eine Rutsche zu klettern? Wahrscheinlich nicht. Schließlich wird sie schon wissen was sie tut.
Dieses Vertrauen sollten wir auch in unsere Kinder haben. Die wissen meist sehr genau, was sie sich zutrauen können. Ohne Einmischung von Außen wird das Kind nur so weit klettern, wie es sicher ist. Es wird seine Grenzen testen, vielleicht eine Stufe höher als beim letzten Mal, oder zwei. So weit, wie es aushaltbar ist. Wenn es doch mal in eine Situation kommt, in der es nicht weiter geht, dann klettert es zurück oder holt sich Hilfe. Für Kinder ist es wichtig zu wissen, dass jemand da ist. Auf den man sich verlassen kann und der einen auffängt, dann wenn sie es brauchen. Ganz ohne gut gemeinte, aber verunsichernde Ratschläge. Sondern mit einer großen Portion Geduld und Liebe.
Als Elternteil ist es oft schwierig, sich zurück zu nehmen und abzuwarten. Unsere Kinder sind uns wichtig und wir wollen nur das beste für sie. Sie vor allem Bösen und Gefährlichem beschützen. Schließlich sind wir diejenigen mit Lebenserfahrung und wir können die Folgen unseres Handelns abschätzen. Wir wissen, was alles passieren kann, wenn jemand irgendwo hoch klettert. Wir haben unseren Kindern gegenüber einen Wissensvorsprung. Aber dürfen wir sie deshalb daran hindern, selbst Erfahrungen zu machen?
Ich meine hier ausdrücklich nicht das Kind, das auf eine viel befahrene Straße rennen will. Es ist wohl selbstverständlich, dass wir unsere Kinder beschützen, wenn sie sich in gefährliche Situationen begeben. Aber wir würden auch keinen Erwachsenen vor ein Auto laufen lassen. Würden wir unsere Freundin auch daran hindern, auf eine Rutsche zu klettern? Wahrscheinlich nicht. Schließlich wird sie schon wissen was sie tut.
Dieses Vertrauen sollten wir auch in unsere Kinder haben. Die wissen meist sehr genau, was sie sich zutrauen können. Ohne Einmischung von Außen wird das Kind nur so weit klettern, wie es sicher ist. Es wird seine Grenzen testen, vielleicht eine Stufe höher als beim letzten Mal, oder zwei. So weit, wie es aushaltbar ist. Wenn es doch mal in eine Situation kommt, in der es nicht weiter geht, dann klettert es zurück oder holt sich Hilfe. Für Kinder ist es wichtig zu wissen, dass jemand da ist. Auf den man sich verlassen kann und der einen auffängt, dann wenn sie es brauchen. Ganz ohne gut gemeinte, aber verunsichernde Ratschläge. Sondern mit einer großen Portion Geduld und Liebe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen